Mitglied des Monats Mai 2016

Dr. Heidi Hartmann

Im Alter von 26 Jahren hatte Heidi ihrer privaten und damit auch sportlichen Richtung einen Impuls gegeben, der sich heute – 19 Jahre später – als einer darstellt, der einen besonderen, in mancherlei Hinsicht erstaunlichen Lebensweg nach sich zog. Das Studium der Sportwissenschaften in Oldenburg hatte sie fast abgeschlossen, als sie über das Seminar Karate mit der Kampfkunst in Berührung kam. Heidi, die in Sportarten wie Schwimmen, Wasserball, Langstreckenlauf und Triathlon zuhause war, faszinierte die Kampfkunst so sehr, dass sie nur vier Monate später in das „Budo-Haus“ zu ihrem späteren Ehemann Alexander und seinem Lehrer und Großmeister im Traditionellen Taekwon-Do Jürgen Paterok, 9. DAN, zog. Dieser erkannte Heidis kämpferisches Talent und eröffnete ihr sehr bald, dass sie viel erreichen könnte, wenn sie bereit sei, unter seiner Anleitung, hart dafür zu arbeiten. Die Bilanz in Kurzform: Die ehemalige Emderin wurden zwischen 1999 und 2007 mehrfache Deutsche Meisterin, Vize-Europameisterin und Vize-Weltmeisterin im Vollkontakt-Kickboxen (WAKO) und Europa- und Weltmeisterin im Profiboxen (WIBF). Sie trägt den 4th Black Belt im Kickboxen, 2. DAN im Koreanischen Karate und 1. DAN im Traditionellen Taekwon-Do. Im Jahre 2012/2013 wurde Heidi in den Sportwissenschaften mit ihrer Untersuchung über Frauenboxen in Deutschland promoviert, an der sie rund acht Jahre lang neben Beruf und Leistungssport gearbeitet hatte.

Seit vielen Jahren ist Heidi nun im Vorstand des VTB für den Bereich Leistungssport zuständig, sie trainiert und betreut vor allem die Kickboxer und Boxer. An zahlreichen AGs, Fortbildungen, Seminaren und Projekten hat die heute 45-Jährige während und nach ihrer aktiven Kampfkarriere mitgewirkt oder sie selbstständig geleitet. In jüngster Zeit engagiert sich Heidi auch in der Integration von Migranten und Flüchtlingen. Im Dezember vergangenen Jahres leitete sie zusammen mit Ulf Mohrmann in Oldenburg ein Kickboxprojekt des VTB für Flüchtlinge und Asylbewerber. Durch den Erfolg dieses vom Landessportbund geförderten Projektes bestätigt, folgte im April 2016 ein zweites: „Integration durch Kickboxen – wir trainieren gemeinsam.“ Im emsländischen Dörpen – Heidi arbeitet dort als Lehrerin für Sport und Deutsch am hiesigen Gymnasium – trainieren mittlerweile 25 Jugendliche und junge Erwachsene unter ihrer Anleitung. Deutsche Mädchen und Jungen, Afghanen, Syrer, Pakistaner und Ivorer haben großen Spaß am anstrengenden Training. Im Ort wird sie sehr von der Gemeinde und dem ansässigen Arzt Dr. Algisch unterstützt, sodass man nach Ende der Maßnahme bereits über eine VTB Abteilung Dörpen nachdenken kann. Erst vergangene Woche gab es dann weitere erfreuliche Entwicklungen, die eine Wahl zum Mitglied des Monats festigten: Heidi wurde von Stadtsportbund Oldenburg in das Amt der Gleichstellungsbeauftragen berufen. Hier wird sie sich künftig in erster Linie um die Belange der Frauen im Sport kümmern. Des Weiteren wurde sie vom Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte in die „Ehrengalerie des niedersächsischen Sports“ aufgenommen, in die Sportlerinnen und Sportler sowie Ehrenamtliche aufgenommen werden, die sich aufgrund ihrer nationalen und internationalen Aktivitäten um den niedersächsischen Sport verdient gemacht haben.

Fragt man Heidi, wie sie das alles erreicht hat und wie sie ihre Laufbahn bewertet, zieht sie folgendes Zwischenfazit: „Ich hätte mir selber vor 20 Jahren solch eine Karriere nicht vorstellen können. Ich war zwar sportlich immer schon einigermaßen ehrgeizig, aber diese ambitionierte Einstellung noch auszubauen und vor allem auch im Studium, Beruf und Ehrenamt einzubringen, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Erst mein Mentor Jürgen Paterok erweiterte meinen Horizont, indem er mir aufzeigte, was mit der richtigen Einstellung möglich ist. Außerdem haben mich mein Mann Alex und meine Freunde, die alle im Niekampsweg wohnen, beim Training unter Jürgens Anleitung unterstützt. Ich konnte mich viele Jahre voll auf das Studium, die Doktorarbeit und auf das Training konzentrieren. Das hätte ich alleine nie geschafft. Das ist etwas Großartiges! Jetzt versuche ich aus meiner Erfahrung heraus auch anderen Wege aufzuzeigen, die sie persönlich im Leben weiterbringen.“