Berichte

Oster-Intensiv-Seminar

Zum zwölten Mal fand im Sport- und Leistungszentrum des Vereins für Traditionellen Budosport (VTB) e.V. in Großsander das Oster-Intensiv-Seminar statt. Für die Teilnehmer standen sieben Tage Unterricht in Theorie und Praxis im Traditionellen Taekwon-Do auf dem Programm.
Leider spielte das Wetter nicht mit. Während bei früheren Seminaren noch viele Trainingseinheiten im Freien am Großsander Badesee stattfinden konnten, wurde bei durchgehend winterlichen Temperaturen im Sport- und Leistungszentrum und in der Turnhalle im nahe gelegenen Remels trainiert. Das kalte Wetter war leider auch ein Grund dafür, dass sich ein Großteil unserer angemeldeten Schüler kurzfristig krankheitsbedingt abmelden mussten.

Unter der Leitung von Großmeister Jürgen Paterok, 9. DAN , wurden die Teilnehmer von Alexander Hartmann, Kim Wilken und Debbie Paterok, alle 3. DAN, der ehemaligen Profi-Boxweltmeisterin Dr. Heidi Hartmann, 1. DAN, und Franziska Schwarz, ebenfalls 1. DAN, trainiert.

Während des Seminars wurden in der Praxis alle Bereiche des Traditionellen Taekwon-Do angesprochen. Ein Schwerpunkt lag im Bereich der Grundschultechniken, die in verschiedenen Variationen und in der Partnerarbeit trainiert wurden.

Finn Oehlert
Finn Oehlert

Die Trainingseinheiten wurden innerhalb der Woche systematisch aufgebaut: Zunächst standen die einzelnen Grundschultechniken ohne Ausführung am Partner im Fokus des Trainings.

Franz Leonhardt
Franz Leonhardt

Hierzu gehörte auch eine intensive Schulung in den einzelnen Ständen. Diese wurden zunächst ohne Ausführung einer Hand- oder Fußtechnik geübt.

Bei allen Teilnehmern konnten sich durch das intensive Trainieren der Stände in relativ kurzer Zeit sichtbar verbessern, sodass im Folgenden die Grundschultechniken in den verschiedenen Ständen trainiert werden konnten.

Franz Leonhardt mit Yop Cha Olligi
Franz Leonhardt mit Yop Cha Olligi

Natürlich wurden nicht nur Handtechniken trainiert! Auch die Fußtechniken wurden zunächst ohne Partner trainiert, bevor später deren Anwendung thematisiert und geübt wurden.

Insbesondere für die korrekte und dynamische Ausführung von Beintechniken muss die Muskulatur sehr gut erwärmt sein. Der Yop Cha Olligi (Beinschwung zur Seite) wird im Training als dynamische Dehnübung oft hierfür eingesetzt.

Die Techniken werden zunächst langsam erlernt und dann das Tempo entsprechend gesteigert. Besonders wichtig ist es dabei, dass die Schüler den Ablauf der Techniken auch kognitiv begreifen.

Wiederholt wurden beispielsweise Variationen des Tollyo Chagi, Yop Chagi und Ap Pandae Tollyo Chagi im täglichen Training angesprochen, um den Schülern in der intensiven Auseinandersetzung mit diesen Techniken deutliche Fortschritte zu ermöglichen.

Während der Hyong-Trainingseinheiten wurden ebenfalls sowohl wichtige Details verbessert und gefestigt als auch neue Bewegungsformen erlernt. Einige der Schüler konnten ihre erlernten Hyong auch sehr schnell so gut vorführen, dass sie das Niveau für die nachsthöhere Gürtelprüfung besaßen.

Sowohl die Grunschultechniken, als auch die einzelnen Kombinationen der Hyong wurden im nächsten Schritt in der Anwendung am Partner ausgeführt.

In den Sambo-, Ibo- und Ilbo Taeryon erlernten die Teilnehmer fortgeschrittenere Formen, die sie später auch im Panjayu Taeryon umsetzen konnten. Als Vorstufe zum Chayu Taeryon stellt das Panjayu Taeryon schon besondere Anforderungen an die Kampfkünstler. Auf eine Angriffstechnik angemessen oder optimal reagieren zu können, erfordert ein hohes Maß an Koordination und Reaktion.

Insbesondere die Anfänger im Gelbgurtbereich konnten sich erstmals intensiv mit dieser Form des halbfreien Kampfes auseinandersetzen und lernten ungleich mehr als es im „normalen“ Vereinstrainingsbetrieb möglich wäre.

Nick Prassel mit Tymyo Ap Pandae Tollyo Chagi
Nick Prassel mit Tymyo Ap Pandae Tollyo Chagi

Selbst wenn die Angriffstechnik vorher angesagt wird, muss der Verteidigende die Geschwindigkeit der Technik, die damit einhergehende Distanzveränderung einschätzen können und gleichzeitig entscheiden, ob er ausweicht, mit einer Blocktechnik reagiert oder direkt mit einer Kontertechnik den Angreifenden stoppt.

Natürlich standen auch Tymyo Techniken auf dem Programm. Diese Trainingseinheit macht den meisten nicht nur viel Spaß, weil z.B. auch von Anhöhen auf Weichbodenmatten gesprungen wird, sondern wurde von den Teilnehmern auch mit Spannung erwartet, denn damit verbunden konnte zu einem späteren Zeitpunkt auch der Kyek Pa geübt werden.

Nick mit einem Tymyo Nomo Yop Cha Chirugi
Nick mit einem Tymyo Nomo Yop Cha Chirugi

Viele Teilnehmer nutzen die Möglichkeit, ihre während des Seminars bereits auf einem guten Niveau gefestigten Techniken nach Hinweisen der Trainer an einem Holzbrett mit Erfolg zu testen.

Ein wichtiger Bestandteil war neben den täglich drei Trainingseinheiten aber auch die theoretische Schulung, die zu einem großen Teil der Vorbereitung auf die jeweils nächste Prüfung diente, zum anderem aber auch grundsätzliche Themen aus dem philosophischen Hintergrund des Traditionellen Taekwon-Do beleuchtete und für die Schüler durch die Erklärung der Lehrkräfte verständlicher wurden. Hier fanden auch während der Abende noch intensivere Gespräche statt, in denen individuelle Fragen geklärt wurden. Einige der Teilnehmer nahmen auch die Möglichkeit wahr, am frühen Morgen mit einem ihrer Trainer zu meditieren, um somit den Tag ganz im Sinne der traditionellen Kampfkunst zu beginnen.
Alle Aktiven hatten sich vorgenommen, intensiv an ihren Fähigkeiten und den Lerninhalten der jeweils nächsten Prüfung zu arbeiten und mehreren gelang es auch, diese Prüfung abzulegen. Schon während der Seminarwoche konnte Alex Hartmann als Prüfer verschiedene gute Vorführungen benoten.

Debbie Paterok beim Kartenspielen
Debbie Paterok beim Kartenspielen

Am Samstag, rechtzeitig zur Abschlussfeier am Abend, waren auch die letzten Prüfungspunkte abgearbeitet und Alex konnte den Prüflingen sogleich die positive Rückmeldung geben, dass alle die Prüfung zum nächsten Kup-Grad bestanden hatten.
Als Prüfungsbester tat sich Franz Leonhardt aus Rhauderfehn hervor. Der 22-jährige Student, der noch nicht lange am Vereintraining teilnimmt, legte mit sehr zufriedenstellenden Leistungen den 8. Kup ab. Dicht auf den Fersen folgte ihm einer der jüngsten Teilnehmer des Seminars, Nick Praßel. Der 11-Jährige ging die umfangreiche Prüfung zum 3. Kup an, zeigte eine souveräne Leistung und konnte sich ebenfalls über die neue Graduierung freuen.

Gute Stimmung im Clubraum
Gute Stimmung im Clubraum

Insbesondere bei der theoretischen Wissensüberprüfung wurde deutlich, dass Nick sich intensiv auf diese Prüfung vorbereitet hat. Wie seine Eltern berichten, vergeht kaum ein Tag, an dem Nick sich nicht mit den Inhalten der Prüfungsordnung beschäftigt.
Entsprechend gelöst und mit viel Spaß verlief die Abschlussfeier dann auch. Hier wurden vor allem diverse Kartenspiele favorisiert. Ein eigens für das Intensivseminar von den Kindern kreiertes Nachtspiel namens „Ropfen“ bildete den Höhepunkt des Abends. Es sei nur so viel verraten: Im nachtdunklen Dojo galt es für einen Auserwählten, die anderen in festgelegter Fortbewegung zu „ropfen“!

Bei der Abschlusstrainingseinheit am Sonntagmorgen holten die Teilnehmer dann noch einmal alles aus sich heraus. Der jeweiligen Graduierung angepasst, wurde eine Technikkombination erarbeitet und auf Kommando mit größtmöglicher Dynamik und Intensität ausgeführt. Einstellung und Durchhaltevermögen konnten die Schüler hier noch ein letztes Mal unter Beweis stellen.

Heidi Hartmann zeigt einen Tymyo Ap Pandae Tollyo Chagi
Heidi Hartmann zeigt einen
Tymyo Ap Pandae Tollyo Chagi

Zur Veranschaulichung der Techniken wurden die Trainer zum Ende des Lehrganges zur Demonstration vom Cheftrainer Großmeister Jürgen Paterok eingeteilt, sodass die Teilnehmer eine bessere Vorstellung der Bewegungsabfolgen auch anspruchsvollerer Techniken bekommen konnten.

Die Youdanja demonstrierten auch die verschiedenen Anwendungsformen der Techniken. So wird der Tymyo Ap Pandae Tollyo Chagi mit gestrecktem Bein getreten, während beim Tymyo Ap Pandae Tollyo Koro Chagi das Trittbein angewinkelt wird, wenn der Gegner beispielsweise auf den Aktiven zukommt.

Besonders viel Wert wird auch darauf gelegt, dass die Techniken den Partner berühren oder - bei Techniken zum Kopf - erst kurz vorher abgestoppt werden. Unsere Trainer demonstrierten den Schülern die hierfür nötige Körperbeherrschung.

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