Berichte

Akademie-Forum Bildung: Sportvereine als Lernorte

Bildungspotenziale des Sports

Axel Markner, Ilonka Hell und Franziska Schwarz vom Vorstand des VTB e.V. nahmen am Forum der Akademie des Sports in Hannover am 27.06.2013 teil, um wissenschaftliche Positionen, Befunde und Kontroversen zum Thema kennenzulernen und gemeinsam mit weiteren Vertretern des Sports zu diskutieren.

Über lernende Gemeinschaften referierten zunächst Prof. Dr. Sebastian Braun (Humboldt-Universität Berlin) sowie Dr. Arne Göring (Georg-August-Universität Göttingen) vor über 50 Teilnehmenden beim Akademie-Forum „Sportvereine als Lernorte!"

Prof. Dr. Sebastian Braun betonte, dass Sportvereine als „Graswurzelorganisationen" durch ihren Charakter Kompetenzen herausbilden, die nicht durch das Sportausüben entstehen. Vielmehr sei das Engagement im Sportverein als Lernfeld zu verstehen, in der Selbstständigkeit, Geduld, Belastbarkeit, aber auch Verantwortungsbereitschaft, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit sowie organisatorisch-administrative Fähigkeiten erworben werden.

Dr. Arne Göring bestätigte diese Feststellungen in seiner Studie zu den Bildungspotenzialen ehrenamtlichen Engagements im Sport. Er stellte fest, dass Menschen, die im Sportverein ehrenamtlich aktiv sind, wahrnehmen, wie sie selbstsicherer werden, sich trauen, Verantwortung zu übernehmen, und selbstständiger arbeiten.

Zu den Empfehlungen für die Praxis im Sportverein gehören u. a. klare Rahmenbedingungen für das Ehrenamt zu schaffen sowie Freude und Anerkennung in der Vereinskultur zu leben. In vier Foren („Bildungs-Cafés") trafen die wissenschaftlichen Analysen anschließend auf die Praxiserfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Sportvereinen, Sportbünden und Landesfachverbänden.

Ilonka besuchte das Bildungs-Café „Lernen im Ehrenamt - lebenslänglich?", das sich mit den Chancen für junge Ehrenamtliche befasste. „Veraltete" Vorstände sollen hierfür aufgebrochen werden und jung und alt sowohl voneinander als auch miteinander lernen. Beispielsweise sollte der Posten des Jugendwarts, der in vielen Vorständen vakant ist, wieder aufgelebt und seine Aufgaben in der Satzung verankert werden. Jeder Verein sollte eine Beschreibung der einzelnen Vorstandsposten erstellen, sodass die Aufgabenverteilung auch für die Mitglieder transparent wird und Strukturen nachvollzogen werden können.

Teilweise ist es schwierig, neue kompetente Vorstandsmitglieder zu gewinnen, da es solche Beschreibungen nicht gibt und somit nicht klar ist, welche Verantwortlichkeiten und welcher zeitliche Rahmen mit einem Vorstandsposten verbunden sind.

Juleica-Ausbildungen oder Trainerassistentenausbildungen tragen zudem dazu bei junge Leute an das Ehrenamt heranzuführen. Ilonka berichtete von den Strukturen im VTB: einige Jugendliche, die dazu bereit sind, übernehmen zum Beispiel Verantwortung bei Veranstaltungen oder Trainings-Camps und werden an die Mitverantwortung im Verein herangeführt.

Ein reger Gesprächsaustausch ergab sich für Axel in der Bildungscafe-Ecke „Sportvereine im Ganztag. Betreute Freizeit oder Bildungsangebot?" mit dem LSB-Geschäftsführer Karl-Heinz Steinmann und Karsten Täger, der in der Landessportjugend Niedersachsen für den Bereich Schule, Kita und Sportverein verantwortlich ist. Hier berichtete Axel über seine Arbeit in Schulen und Kitas, sowohl im offenen Ganztagsbereich in Schulen als auch als Gewaltschutztrainer in Kitas. Mit Karsten Täger wurden weitere Gespräche zu diesem Thema vereinbart.

Auch Franziska konnte in diesem Bildungscafé über ihre Erfahrungen als Gymnasiallehrerin, als 2. Vorsitzende der Sportjugend Oldenburg, als Vorstandsmitglied des VTB und auch als Trainerin im VTB berichten. Fazit in der Gesprächsrunde war schließlich, dass Chancen der Ganztagsschule angemessen mit Interessen der Vereine korrelieren müssen, sodass für beide Kooperationspartner Erfolge verbucht werden können. Dabei wurde der Bildungsbegriff im Bezug auf den Sportverein kritisch diskutiert. Wird dieser nun auch den Sportvereinen aufgedrängt, könnten die Kinder und Jugendlichen den eigentlichen Spaß am Sport verlieren – vielmehr wird die Bildung, das Lernen, implizit im Sportverein umgesetzt.

Unter der Moderation von Karin Bertram, Leiterin der Abteilung Bildung im LSB Niedersachsen, kam es in der Bildungscafe-Ecke „Vom Laien zum Semiprofi – oder das Ende der Freiwilligkeit" zu einer Diskussion über die Freiwilligkeit im Ehrenamt und Notwendigkeit einer Professionalisierung. Ein Ergebnis, zu dem auch Axel entscheidend beitrug, war die Feststellung, dass der Sportverein ohne Freiwilligkeit nicht auskommt, aber auch auf professionelle Grundstrukturen zurückgreifen muss, um Aufgabenstellungen genau definieren und transparent gestalten zu können. Nur so können die Verantwortung für Arbeiten und Projekte dosiert auf mehrere Schultern verteilt und Freiwillige gewonnen werden.

Die vierte Bildungscafé-Ecke thematisierte „Neue Lebenswelten = neue Lernwelten?" mit Blick auf moderne Medien und Social-Media. Wieder galt als Fazit die Herstellung des Gleichgewichts zwischen neuen Lebenswelten und der aktiven Bewegungs- und somit Lernwelt in Sportvereinen.

Ilonka, Axel und Franziska knüpften in den unterschiedlichen Diskussionsrunden Kontakte zu verschiedenen Vertretern des Sports und traten mit diesen vielen Anregungen den Heimweg an.

Zurück